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Fotografieren mit Graufilter: 12 Tipps für Wasserfall-Fotos

Wasserfall-Foto fotografiert mit Graufilter

Wer ernsthaft in die Landschaftsfotografie einsteigen will, der kommt an Graufiltern (ND-Filtern) irgendwann nicht mehr vorbei – beispielsweise, wenn ein Wasserfall das Motiv ist. Der Grund: Mit der verlängerten Belichtungszeit, die ein ND-Filter ermöglicht, verschwimmen Bewegungen im Bild auf fast surreale Art und Weise. Auch an helllichtem Tage werden lange Belichtungszeiten möglich. Wir haben ein Interview mit Profi-Fotograf Armin Leins von Marker92 Photography geführt, der uns 12 wichtige Fragen zum Fotografieren mit Graufilter beantwortet hat.

1. Was macht ein Graufilter?
2. Wozu verwende ich einen Graufilter?
3. Welches Zubehör benötige ich, um Wasserfälle mit einem Graufilter zu fotografieren?
4. Wie fotografiere ich einen Wasserfall mit einem Graufilter?
5. Welche weiteren Motive eignen sich für Fotos mit einem Graufilter?
6. Wannn setze ich welchen Filter ein, vor allen Dingen bei Verlaufsfiltern?
7. Wie reinige ich Filter?
8. Was ist guter Filterhalter?
9. Wie berechne ich Belichtungszeiten?
10. Wie stelle ich scharf, wenn der Filter schon im Halter ist?
11. Wo setze ich den Fokuspunkt?
12. Welche Fehler kann man machen und wie lassen sie sich vermeiden?

 

Wasserfall Mohnbachtal fotografiert mit Graufilter

 

1. Was macht ein Graufilter?

Er reduziert ganz einfach die Lichtmenge, die auf den Kamerasensor trifft. Je nach Stärke wirkt er also ähnlich wie eine Sonnen- oder Schweißerbrille. Das ist gewünscht, um längere Belichtungszeiten erreichen zu können.

 

2. Wozu verwende ich einen Graufilter?

Es gibt mehrere Anwendungsfälle:

  • Beispielsweise, um fließendes Wasser eines Baches samtig darzustellen.
  • Gerade beim Wasserfall (den man dadurch interessanter abbilden kann) oder einem See (den man durch mehrere Sekunden Belichtungszeit glattziehen kann).
  • In der Städtefotografie, wenn ich beispielsweise einen touristischen Platz fotografieren will und mit Hilfe eines ND-Filters (Neutraldichtefilter) Menschen „verschwinden“ lassen kann.
  • Oder auch, um Wolken im Bild ziehen zu lassen (Wischeffekt). Ganz generell, wenn ich entweder längere Belichtungszeiten am Tag benötige oder für eine bestimmte Bildwirkung haben möchte.
  • Oder wenn ich zum Beispiel in sehr sonnigen Gegenden wie Florida unterwegs bin und ein Modelshooting machen möchte.

Dann nehme ich auch einen leichten ND mit, damit ich eine sinnvolle Belichtungszeit auch noch bei gewollt großer Blendenöffnung (z.B. Blende f1.2 oder f1.4) erreichen kann.

Eastern Point fotografiert mit Graufilter

 

3. Welches Zubehör benötige ich, um Wasserfälle mit einem Graufilter zu fotografieren?

Ich benutze zum Beispiel zusätzlich ein iPad auf dem mein Kameradisplay abgebildet wird. Wenn ich so was mache, habe ich tagsüber oft viel Umgebungslicht und sehe auf dem recht kleinen Display der Kamera natürlich nicht sehr viel. Dann ist es schwer, die Wirkung eines Pol- oder Verlaufsfilters richtig zu beurteilen.
Wenn ich den Polfilter falsch einstelle, könnte der blaue Himmel sehr fleckig werden, was man oft aber erst zu Hause am Rechner richtig sehen kann. Damit haben viele Fotografen ihre Mühe, den Polfilter vor Ort richtig einzustellen.
Mittlerweile sieht man immer häufiger, dass auch meine Workshop-Teilnehmer Tablets dabeihaben und sich so noch am Spot direkt das Ergebnis ansehen und vor allem sehr genau die Wirkung der verwendeten Filter kontrollieren können.

Gerade auch Verlaufsfilter sollte man sehr genau positionieren können. Man braucht dafür lediglich eine WLAN-fähige Kamera und eine App, die dann das Live-View-Bild der Kamera auf dem Tablet oder auch Smartphone darstellen kann.
Dadurch sieht man die Szene und Wirkung der Filter erstens besser, weil das Bild größer ist und zweitens kann man auch bei schwierigen Lichtverhältnissen problemlos das Tablet so positionieren, dass man das Vorschaubild des Motives trotzdem noch gut sehen und auswerten kann.

Küste fotografiert mit Graufilter

 

4. Wie fotografiere ich einen Wasserfall mit einem Graufilter?

Damit ein Wasserfall nicht zu weich und glatt dargestellt ist, sollte die Belichtungszeit je nach Wasserfließgeschwindigkeit zwischen 1 und 5 Sekunden liegen.
Man wählt den ND-Filter so, dass diese Zeiten erreichbar sind. Die Belichtungszeit berechnet man manuell, über Tabellen oder per App. Beispielsweise die kostenlose App Rolleimoments, die im iOS App Store und Google PlayStore erhältlich ist.
Man kann aber noch einfacher die richtige Belichtungszeit unter Verwendung des Histogramms einstellen. Sind alle hellen und dunklen Bildanteile innerhalb des Histogramm abgedeckt und es gibt keine Ausreißer nach rechts (zu hell) oder links (zu dunkel), habe ich ein richtig belichtetes Bild mit optimaler Nutzung des Dynamikumfanges, den der Kamerasensor mir bietet, sodass ich auch in der Nachbearbeitung noch Reserven habe, ohne signifikant an Qualität einzubüßen.

Diese Methode funktioniert bei den meisten Kameras allerdings nur bis maximal 30 Sekunden Belichtungszeit. Wenn die Zeit darüber hinausgeht, kann man das konkrete Histogramm erst nach erfolgter Auslösung im Nachhinein sehen. Das wäre jedoch bei einem Wasserfall ohnehin zu lange (1-5 Sekunden Belichtungszeit).

Mit einem Graufilter fotografiere ich einen Wasserfall also wie folgt:

  1. Kamera für den gewünschten Bildausschnitt auf dem Stativ ausrichten
  2. Filter einsetzen und richtig positionieren
  3. Belichtungszeit anpassen
  4. Histogramm kontrollieren
  5. Kamera auslösen

Entweder per Fernauslöser mit Kabel oder auch kabellos, ich löse in der Regel über iPad oder Handy aus.

Auch die Vorauslösung mit 2 oder 10 Sekunden Verzögerung ist natürlich möglich.

Anschließend folgt die Nachbearbeitung am PC.

Wichtig ist vor allen Dingen, dass die Kamera absolut stillsteht und daher ein sehr gutes Stativ genutzt werden sollte. Sehr oft sind ungenügende Bildergebnisse auf die Verwendung eines nicht geeigneten Stativs zurückzuführen.

Wasserfall fotografiert mit Graufilter

 

5. Welche weiteren Motive eignen sich für Fotos mit einem Graufilter?

Es eignen sich besonders:

  • Urbane Aufnahmen von Plätzen, auf denen vorbeigehende Menschen nicht sichtbar sein sollen,
  • Wasserfälle und
  • ganz allgemein Motive mit Wolken und Wasser.

Wasser möchte man oftmals etwas glatt haben und Wolken am Himmel entlangziehen lassen. Durch die zusätzliche Verwendung von Grauverlaufsfiltern versucht man einen zu hohen Dynamikumfang im Bild auszugleichen.

Zum Beispiel, wenn man einen sehr hellen Himmel und gleichzeitig sehr dunkle Bildanteile wie Berge im Bild hat. Ohne Grauverlaufsfilter könnte man das Bild insgesamt nicht sinnvoll belichten. Wenn man die dunklen Bildanteile richtig belichtet, wäre der Himmel zu hell und ausgerissen ohne jegliche Struktur.

Umgekehrt wäre der Himmel zwar passend belichtet, aber die dunklen Bildanteile nur noch komplett schwarz und ebenfalls ohne Struktur. Grauverlaufsfilter sind gerade in der Landschaftsfotografie sehr wichtig und ermöglichen, den meist sehr hohen Dynamikumfang im Motiv zu beherrschen.

Landschaftsfotografie mit Graufilter

 

6. Wann setze ich welchen Filter ein, vor allen Dingen bei Verlaufsfiltern?

Meistens ist das recht selbsterklärend, Verlaufsfilter wählt man nach der vorgefundenen Motivsituation aus, am Meer zum Sonnenuntergang mit geradem Horizont nimmt man zum Beispiel sehr gerne die Reverse-Verlaufsfilter (oder auch alternativ Filter mit hartem Verlauf), um den sehr hellen Horizont (mit der untergehenden Sonne) etwas anzupassen.

Ansonsten werden meistens Filter mit softem Verlauf verwendet, je nach dem welche Bildwirkung man erzielen möchte. Ich selbst mag sehr gern einen recht hellen Vordergrund und verwende daher sehr oft die Medium-Verlaufsfilter, die etwas stärker zur Mitte hin abdunkeln. Und manchmal probiert man auch schlichtweg unterschiedliche Stärken und Verlaufsarten aus, wenn man ausreichend Zeit dazu hat, um bewusst unterschiedliche Belichtungsvarianten zu bekommen.

Die Stärke der Verlaufsfilter passt man dem im Motiv vorhandenen Dynamikumfang an. Bei großen Unterschieden von hellen zu dunklen Bildanteilen wählt man stärkere, bei geringeren Helligkeitsunterschieden entsprechend einen schwächer wirkenden Verlaufsfilter.

Wasserfall Mohnbachtal fotografiert mit Graufilter

 

7. Wie reinige ich Filter?

Normalerweise einfach mit einem guten Mikrofasertuch, bei größeren Verschmutzungen auch mit speziellen Filterreinigern. Ich selbst nutze ausschließlich Filter mit einer sehr guten Beschichtung die sich vor allem auch sehr einfach vor Ort am Spot reinigen lassen, egal ob

  • Salzwasser,
  • Schmutz oder
  • Fingerabdrücke

zu entfernen sind.

 

8. Was ist ein guter Filterhalter?

Der integrierte Polfilter muss gut einstellbar sein, insbesondere auch, wenn die anderen Filter bereits eingesteckt sind. Man sollte zumindest

kombinieren können. Die Rechteckfilter sollten gut fixiert, trotzdem aber auch einfach verschiebbar (Verlaufsfilter) sein und ein einfaches Handling auch bei kühleren Temperaturen (mit Handschuhen) kein Problem darstellen.
Auch sollte ein Filterhalter absolut lichtdicht sein, was leider nicht bei allen der Fall ist.

 Steg fotografiert mit Graufilter

 

9. Wie berechne ich Belichtungszeiten?

Das geht recht einfach, beispielsweise per App (Rolleimoments), bis 30 Sekunden Belichtungszeit empfehle ich jedoch die Verwendung des Histogramms.

 

10. Wie stelle ich scharf, wenn der Filter schon im Halter ist?

Bei moderneren Kameras geht das auch bei relativ wenig Lichteinfall auf den Sensor noch recht lange per Autofokus. Wird es doch zu wenig Licht, dann verwendet man beispielsweise als Hilfsmittel eine LED-Stirnleuchte. Damit strahlt man den gewünschten Autofokus-Punkt an und die Kamera kann dann in den meisten Fällen noch fokussieren.

Alternativ nimmt man den Filteraufsatz ab – was bei guten Filterhaltern sehr einfach ist – und fokussiert, stellt das Objektiv oder die Kamera auf manuellen Fokus und montiert den Filteraufsatz wieder an, natürlich darf der Fokus dann nicht mehr verändert werden.

Letztlich kann auch ganz manuell fokussiert werden. Bei spiegellosen Kameras unterstützt die integrierte Kantenanhebung dabei oder man richtet sich nach der Entfernungsskala am Objektiv, wenn man die Schärfe im Sucher oder am Display nicht richtig erkennen kann.

Ammerseegebiet fotografiert mit Graufilter

 

11. Wo setze ich den Fokuspunkt?

Ganz klar. Bei Landschaftsbildern möchte ich eine maximale Tiefenschärfe erreichen, deshalb fokussiere ich sehr nah im Vordergrund. Weil ich in der Regel sehr weitwinklige Objektive nutze, die von Haus aus über eine große Schärfentiefe verfügen, ist das Bild dann durchgehend scharf.
Wenn man – was viele machen – eher auf die Bildmitte oder das Hauptmotiv fokussiert, hat man den Vordergrund unscharf und verliert damit eine Tiefenwirkung, die bei Landschaftsbildern recht wichtig ist.

Habe ich Motive im Bild, die von sehr nah bis sehr tief ins Bild ragen, wie zum Beispiel einen sehr langen Steg an einem See, kann es eventuell notwendig sein, dass ich mehrere Aufnahmen mit unterschiedlich gesetzten Fokuspunkten machen muss. Diese müsste man dann in der Bildbearbeitung mit geeigneter Software zusammensetzen, damit man eine durchgehende Schärfe erhält.

In der Regel versuche ich das jedoch nach Möglichkeit zu vermeiden und mit einer Aufnahme auszukommen.

Dolomiten fotografiert mit Graufilter

 

12. Welche Fehler kann man machen und wie lassen sie sich vermeiden?

  • Nicht richtig gereinigte Filter (Flecken),
  • verwackeltes Bild (ungenügendes Stativ),
  • falsche Belichtung (falsch berechnet, Histogramm nicht beachtet),
  • falsch positionierter Polfilter (dunkle Flecken im Bild, Polfilter sollte immer auch am Himmel ausgerichtet werden. Wenn man zu stark dreht, wird das Blau im Himmel schnell fleckig) oder
  • falsche Filter (bei Internetportalen billige Filter aus einfachem Plastik gekauft, die häufig extreme Farbverschiebungen – oft Richtung Magenta oder Grün – oder eine starke Vignettierung aufweisen).

Zu 80 bis 90 Prozent ist jedoch tatsächlich der größte Fehler, dass Fotografen ein nicht geeignetes Stativ benutzen.

Es sollte schon ein richtig stabiles Modell sein, am besten ein sehr gutes Carbon-Stativ, das gleichzeitig auch noch ausreichend leicht ist, um es auch mal auf längere Touren mitnehmen zu können. Auch der Stativkopf sollte stabil genug sein, um die montierte Kamera bombenfest in Ihrer Position halten zu können.

Tipp: Man kann gut und gerne mindestens 400 Euro für ein wirklich geeignetes Carbon-Stativ ausgeben, allerdings ist das eine sehr lohnenswerte und auch notwendige Investition, gerade, wenn man erfolgreich Langzeitbelichtungen und Landschaftsfotografie machen möchte.

Leuchtturm mit Rollei Stativ


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