Perfekte Porträts leicht gemacht – das neue Rollei 85 mm F/1.8 im Praxistest von Stephan Wiesner
Das neue Rollei 85 mm F/1.8 ist da – und verspricht professionelle Porträtfotografie zu einem überraschend günstigen Preis. Bereits vor dem offiziellen Launch hatte unser Partner Stephan Wiesner, Profi-Fotograf und Spezialist für Porträtfotografie, die Möglichkeit, das neue Objektiv ausführlich zu testen.
In diesem Beitrag teilen wir seine persönlichen Eindrücke und technischen Einschätzungen mit Ihnen – und geben einen praxisnahen Einblick in das, was dieses Porträtobjektiv für Fotografen aller Erfahrungsstufen bereithält.
Ob Bildqualität, Bokeh oder Autofokus-Verhalten: Stephan hat genau hingeschaut – und wir haben seine Erfahrungen für Sie zusammengefasst.
Warum 85 mm die ideale Porträtbrennweite ist
85 mm gilt nicht umsonst als die Porträtbrennweite schlechthin. Der Grund dafür liegt in der perfekten Balance zwischen Bildwirkung und praktischer Handhabung: Sie können den Hintergrund wunderschön unscharf gestalten und haben gleichzeitig ausreichend Abstand zu Ihrem Motiv.

Dies ist besonders vorteilhaft bei der Fotografie von Kindern oder Haustieren, wie Stephan in seinem Test feststellte. Mit der 85 mm-Brennweite können Sie aus der Distanz fotografieren, ohne zu stören – die Kinder ignorieren Sie und Sie erhalten echte, ungestellte Momente. Ob drinnen oder draußen: Die Brennweite ist vielseitig genug für die Wohnung, aber nicht so extrem wie ein 200-mm-Teleobjektiv.

Verarbeitung und Haptik – Retro-Design trifft moderne Technik
Das Rollei 85 mm F/1.8 überzeugt mit einer hochwertigen Metallkonstruktion und einem ansprechenden Retro-Design. Trotz des günstigen Preises fühlt sich das Objektiv wertig und robust an – das spürbare Gewicht unterstreicht den Qualitätseindruck.
Besonders praktisch: Der stufenlose Blendenring arbeitet ohne Rastung und ermöglicht fließende Anpassungen während der Aufnahme. Ein Function-Button sowie der Umschalter zwischen Auto- und Manuellfokus runden die durchdachte Bedienung ab.

Ein modernes Detail ist der USB-C-Anschluss für eventuelle Firmware-Updates – eine zukunftssichere Lösung, die bei Objektiven dieser Preisklasse selten zu finden ist. Das Objektiv ist zudem wetterfest ausgelegt und wird sowohl für Sony E-Mount als auch für Nikon Z-Mount erhältlich sein.
Bildqualität und Bokeh – Überraschend nah am teuren Sony
In Stephans direktem Vergleich mit dem Sony 85 mm F/1.8 – das etwa doppelt so teure ist – zeigte das Rollei eine beeindruckende Leistung. Optisch sind beide Objektive kaum voneinander zu unterscheiden, selbst bei genauer Betrachtung am Monitor.
Das Bokeh – die Darstellung unscharfer Bereiche – gehört zu den großen Stärken des Rollei-Objektivs. Die cremige, ansprechende Hintergrundunschärfe macht den charakteristischen Look hochwertiger Porträtfotografie aus und rechtfertigt allein schon die Anschaffung für alle, die bisher nur mit Kit-Objektiven fotografiert haben.
Schärfeleistung – Bereits offenblendig überzeugende Ergebnisse
Die Schärfe in der Bildmitte ist bereits bei Offenblende F/1.8 sehr gut – genau das, was man für Porträts benötigt. Wer noch etwas mehr Schärfe wünscht, kann leicht abblenden, aber für Porträtfotografie ist die Offenblenden-Leistung bereits vollkommen ausreichend.

An den Bildrändern ist die Schärfe erwartungsgemäß etwas geringer bei F/1.8, verbessert sich aber schnell beim Abblenden. Für die klassische Porträtfotografie, bei der das Hauptmotiv zentral steht, ist dies völlig unkritisch.
Autofokus – Zügig und präzise für alle Standardsituationen
Der Autofokus arbeitet zügig und präzise – für Menschen, gehende Katzen und normale Porträtsituationen ist er vollkommen ausreichend. In Kombination mit modernen Sony-Kameras funktioniert auch die Tier- und Augenerkennung tadellos, wie Stephan in seinem Test mit der Sony A7R V demonstrierte.


Für Sport- und Action-Fotografie ist der Autofokus nicht ganz so schnell wie das Sony-Pendant, aber das ist bei einem 85 mm-Objektiv auch nicht der Haupteinsatzzweck. Für alle normalen Porträtsituationen bietet er mehr als genügend Geschwindigkeit.
Arbeiten mit Gegenlicht – Kreative Möglichkeiten für stimmungsvolle Porträts
Porträtobjektive werden gerne mit Sonnenlicht oder Kunstlicht eingesetzt, um stimmungsvolle Flares und Lichteffekte zu erzielen. Das Rollei 85 mm F/1.8 bietet hier schöne Möglichkeiten: Ob bei Aufnahmen mit langen Haaren im Gegenlicht oder bei der Sportfotografie – die entstehenden Lichteffekte können sehr ansprechend sein.

Wie bei allen Objektiven geht bei direktem Lichteinfall etwas Kontrast verloren, was aber durchaus erwünscht sein kann für den charakteristischen, leicht entsättigten Look bei Porträts. Mit der abnehmbaren Gegenlichtblende lässt sich dieser Effekt gut kontrollieren.
Vignettierung – Typisches Verhalten bei großer Blendenöffnung
Bei Offenblende zeigt das Objektiv eine deutliche Vignettierung – den typischen dunklen Rand, der bei vielen lichtstarken Objektiven auftritt. Beim Abblenden reduziert sich dieser Effekt merklich. Dieses Verhalten ist völlig normal und entspricht den Erwartungen bei einem F/1.8-Objektiv dieser Preisklasse.
Vergleich zur Konkurrenz – Warum nicht gleich das Teure?
Die Frage nach teureren Alternativen wie dem Viltrox 85 mm F/1.4 ist berechtigt. Das Viltrox kostet mehr als das Doppelte und bietet eine Blende mehr Lichtstärke. Für Theaterfotografie oder andere Low-Light-Situationen kann das relevant sein.
Für die allermeisten Fotografen geht es jedoch hauptsächlich um das Bokeh und die Bildwirkung – und hier liefert das Rollei eine beeindruckende Leistung zum deutlich günstigeren Preis. Der Unterschied ist vorhanden, aber deutlich geringer als der Preisunterschied vermuten lässt.
Fazit – Außergewöhnlich viel Leistung für 299 Euro
Für 299 Euro bekommen Sie sehr viel Objektiv – vor allem sehr viel von dem wunderschönen Bokeh, das den charakteristischen Look hochwertiger Porträtfotografie ausmacht. Das Rollei 85 mm F/1.8 beweist, dass man nicht gleich ein Vermögen ausgeben muss, um professionelle Porträtergebnisse zu erzielen.
